Die Lümmel sind los!

Die Lümmel-Filme der 1960er und 1970er Jahre sind typische Kinder ihrer Zeit, die auf Einfällen und Entscheidungen von Produzenten und Autoren fußen. Wie es zur Entstehung der Streifen kam, klärt Joachim Kramp in seinem Essay "Die Lümmel sind los!".

Balduin Baas und Theo Lingen in "Morgen fällt die Schule aus"
Der Beginn einer Erfolgsserie 

Die Lümmel von der ersten Bank, 1. Teil: Zur Hölle mit den Paukern (1967)

Einer der bedeutendsten deutschen Filmproduzenten der Nachkriegszeit, Franz Seitz (1921 bis 2006), stammte aus einer Münchener Film- und Kinofamilie. Sein Vater war kein Geringerer als Franz Seitz sen., der bereits zu Stummfilmzeiten Filme produzierte und inszenierte. Zeitlebens wurde der Junior "Buba" genannt. Seine höchsten Auszeichnungen für einen Film erhielt Seitz 1979 bzw. 1980 mit einem Oskar und der Goldenen Palme von Cannes für seinen Film "Die Blechtrommel" (Regie: Volker Schlöndorff). In den 1950er Jahren produzierte Seitz vor allem leichte Unterhaltung (u.a. "Die Zwillinge vom Zillertal", 1957, Regie: Dr. Harald Reinl) oder Kriegsfilme (u.a. "Die grünen Teufel von Monte Cassino", 1958, Regie: Dr. Harald Reinl). In den 1960er Jahren machte Seitz sich vor allem durch Thomas-Mann-Verfilmungen und die Adaptionen der "Lausbubengeschichten" von Ludwig Thoma einen Namen. Aber auch die Romane anderer Autoren gehörten zu seinen Produktionsstoffen; so drehte er "Grieche sucht Griechin" (1966, Regie: Rolf Thiele) nach Friedrich Dürrenmatt, "Liebesnächte in der Taiga" (1967, Regie: Harald Philipp) nach Hans G. Konsalik und gab weiterhin Volker Schlöndorf seine erste Chance ("Der junge Törless", 1966).

Stammtischgespräche über die "Heldentaten" in der Jugendzeit brachten Seitz auf die Idee, auch im amüsanten Schulfilmgenre tätig zu werden. Und tatsächlich kündigte der Münchener Filmverleih Constantin 1967 in seinem am 1. April erscheinenden Verleihprogramm drei Romanverfilmungen in der Franz-Seitz-Filmproduktion an, darunter Alexander Wolfs "Zur Hölle mit den Paukern". Nachdem im Sommer 1967 eine weitere Ludwig-Thoma-Verfilmung realisiert worden war, ging man anschließend an die Vorbereitungen zu der Wolf-Adaption. Im Constantin-Programm waren hier noch Gustav Knuth, Hubert von Meyerinck, Rudolf Rhomberg und Helga Anders als Hauptdarsteller vorgesehen; als Pepe Nietnagel wählte man einen bisher unbekannten Jungschauspieler. Franz Seitz schrieb das Drehbuch unter seinem Pseudonym Georg Laforet (Laforet war der Mädchenname seiner Mutter). Von Beginn an stand fest, dass Werner Jacobs, der es besonders verstand, mit Kinderdarstellern umzugehen, die Regie übernehmen sollte. Zudem hatte er ja bereits drei Thoma-Filme für Franz Seitz inszeniert sowie, im gleichen Genre, die beiden Peter-Alexander-Streifen "Der Musterknabe" (1963) und "...und sowas muss um 8 ins Bett" (1964).

Kaum hatten die Dreharbeiten in den Ateliers des Studio Hamburg am 30. Oktober 1967 begonnen, mustte Jacobs feststellen, dass der Darsteller des Pepe Nietnagel seiner Rolle in keinster Weise gewachsen war. Kurzentschlossen machte Jacobs Franz Seitz den Vorschlag, Hansi Kraus, mit dem er bereits bei den Thoma-Verfilmungen zusammen gearbeitet hatte, zu engagieren. Mit Außenaufnahmen in Baden Baden, direkt am Ort des Geschehens, beendete Seitz kurz vor Weihnachten, am 17. Dezember, die Dreharbeiten.

Dank des Finanzrückhalts der Constantin konnte der zu dieser Zeit "angeschlagene" Franz Seitz - seine Misere war ausschließlich aufgrund der schlechten Einspielergebnisse seiner Produktionen im Nora-Filmverleih eingetreten - erstklassige Darsteller verpflichten. Weder Uschi Glas' großer Durchbruch "Zur Sache, Schätzchen" noch Gila von Weitershausens ähnlicher Erfolg "Engelchen - oder Die Jungfrau von Bamberg" waren angelaufen, so dass beide "günstig" zu verpflichten waren. Aber der Film wurde bis zur kleinsten Nebenrolle bestens besetzt: Man sieht weiterhin Georg Thomalla, Rudolf Schündler, Ruth Stephan, Balduin Baas sowie Theo Lingen und Hannelore Elsner. Den Pedell Bloch verkörpert Franz Seitz' Bruder Hans Seitz unter seinem Pseudonym Hans Terofal (das ist "Laforet" rückwärts geschrieben). Weitere Gaststars waren Günther Schramm und Herbert Weissbach.

Der Film, und damit der einzige der Serie, wird von Hauptakteur Pepe Nietnagel zu Beginn in die Kamera hinein erzählt. Ahnend, dass es bestimmt eine oder zwei Fortsetzungen geben würde, hat der Film in den Credits den Zusatz "1. Trimester"; in der Werbung wird er als "1. Teil" vermarktet.

Freude über einen Besuchermagneten

Mit einer grandiosen Premiere am 3. April 1968 in der Kieler Metro wurde der Film bereits zu Anbeginn ein durchschlagender Erfolg, der letztendlich fast sechs Millionen Zuschauer erreichte und somit der zweiterfolgreichste Film der Serie wurde. (Nur "Zum Teufel mit der Penne" war mit mehr als sechs Millionen Zuschauern noch besser besucht.)

Zum Erfolg trug in beiden Teilen vor allem der hohe Bekanntheitsgrad der Darsteller bei. Aber auch der leichte, lockere Stil aus Jacobs' Regie kamen ihnen zugute. Ebenso muss bemerkt werden, dass 1968 das bis heute letzte so erfolgreiche Kinojahr bis heute war, in dem allein zehn deutsche Filme für mehr als drei Millionen Zuschauer mit der Goldenen Leinwand ausgezeichnet wurden.

Rudolf Schündler in "Zum Teufel mit der Penne"
Ein (fast) ungewollter Fremdbeitrag 

Die Lümmel von der ersten Bank, 2. Teil: Zum Teufel mit der Penne (1968)

Noch vor dem Start von "Die Lümmel von der ersten Bank, 1. Teil: Zur Hölle mit den Paukern" erschien am 1. April 1968 das neue Constantin-Verleihprogramm. Darin enthalten war das lange von Horst Wendlandt geplante Remake des Spoerl-Romans "So ein Flegel". Bereits 1961 hatte seine Rialto Film diese Produktion mit Peter Alexander und Johanna von Koczian angekündigt. Im neuen Constantin-Programm sollten unter der Regie von Rolf Thiele neben Alexander die Darsteller Cornelia Froboess, Anita Kupsch, Heinz Erhardt und Boyd Bachmann spielen. Nach dem Sensationserfolg von "Zur Hölle mit den Paukern" machte man aus der Not eine Tugend und die Rialto produzierte gemeinsam mit der Constantin-Tochter Terra Filmkunst den zweiten Teil der Lümmel-Reihe unter dem Titel "Zum Teufel mit der Penne". Den vorgesehenen Starttermin zu Weihnachten wollte man ebenfalls wahrnehmen, da man sich in jedem Fall nach Peter Alexanders Terminkalender richten musste. Constantin hatte das junge Gesangstalent Heintje unter Vertrag, mit dem sie eine Reihe Kinderfilme plante, und stellte ihn als Gaststar für diese Komödie zur Verfügung, um dadurch auch die älteren Generationen ins Kino zu bekommen.

Hieß Pepe noch im Drehbuch "Nietnagel", so wollte Alexander eine Namensänderung und bestand auf "Notnagel". Mit anderen Darstellern musste man aufgrund der hohen Gage von Peter Alexander "geizen" und nahm einige Veränderungen an der Besetzung vor: So spielte Hannelore Elsner, die im ersten Teil Geneviève Ponelle verkörperte, nun Marion Nietnagel, Willy Millowitsch ihren Vater anstelle von Georg Thomalla und Inge Wolffberg Studienrätin Pollhagen anstelle von Ruth Stephan. Die anderen Darsteller wurden beibehalten und lieferten abermals großartige Leistungen. Werner Jacobs inszenierte wiederum. Gedreht wurde in Baden Baden und in den CCC-Studios in Berlin (Drehzeit: 28. August bis 07. Oktober 1968). Komponierte die Musik des ersten Teils und aller weiteren Teile Rolf Wilhelm, so wurde diesmal Peter Thomas verpflichtet, der unter anderem auch Kompositionen aus dem Edgar-Wallace-Krimi "Der Hund von Blackwood Castle" (1967, Regie: Alfred Vohrer) für den Film "zweitverwendete".

Nachmacher und ihre Epigonen 

Immer Ärger mit den Paukern (1968)
Klassenkeile - Pauker werden ist nicht schwer, Schüler sein dagegen sehr (1969)

Wie auch bei anderen Serien wurden bei dem Starterfolg von "Zur Hölle mit den Paukern" auch andere Produzenten wach. Am schnellsten war dieses Mal der Lisa-Produzent Karl Spiehs. Bereits im Sommer 1968 (Drehzeit: 05. August bis 16. September) produzierte Spiehs den Film "Immer Ärger mit den Paukern". Hierfür wählte er den populären Schlagerstar Roy Black sowie "Schätzchen" Uschi Glas und besetzte die weiteren Rollen unter anderem mit Georg Thomalla, Peter Weck, Franziska Oehme und Corinna Genest. Nach einem Drehbuch von August Rieger und Janne Furch inszenierte der NDR-Unterhaltungschef Harald Vock seinen ersten Spielfilm. Die Außenaufnahmen entstanden in Gmund am Traunsee und in Altmünster. Nach seiner Uraufführung am 18. Oktober 1968 wurde der Epigonen-Spaß ebenfalls ein sensationeller Erfolg und erhielt, wie seine echten Vorgänger und Nachfolger, die Goldene Leinwand.

1969 ging es dann nach den drei 1968er-Großerfolgen Schlag auf Schlag weiter. Bereits ab Januar produzierte Horst Wendlandt einen weiteren Film mit dem Titel "Klassenkeile - Pauker werden ist nicht schwer, Schüler sein dagegen sehr". Bereits 1961 hatte die Rialto Film den Titel schützen lassen; es sollte ein Peter-Alexander- und Catharina-Valente-Film werden. Der Regisseur F.J. Gottlieb nahm sich das Drehbuch vor, überarbeitete es und begann am 29. Januar 1969 in Berlin (CCC-Studios und Innenstadt) mit den Dreharbeiten, die am 01. März beendet waren. Für die Hauptrollen wurden Walter Giller und Uschi Glas engagiert. Weiterhin sah man in diesem Film Anita Kupsch, Willy Millowitsch, Rudolf Schündler, Siegfried Schürenberg, Herbert Weissbach, Hans Terofal, Tilly Lauenstein, Inge Wolffberg und als Direktor Werner Finck. Als Heintje-Ersatz nahm man Sängerin Wilma mit an Bord. Am 28. März 1969 wurde die "Klassenkeile" gestartet und entpuppte sich auch als großartiges Geschäft mit rund 2,5 Millionen Zuschauern.

Die Fortsetzung der Originalserie

Die Lümmel von der ersten Bank, 3. Teil: Pepe, der Paukerschreck (1969)
Die Lümmel von der ersten Bank, 4. Teil: Hurra, die Schule brennt! (1969)

Am 1. April 1969 erschien das neue Verleihprogramm der Constantin, welches neben dem besagten Film "Klassenkeile" die beiden Fortsetzungen der Original-Lümmel-Serie "Die Lümmel von der ersten Bank, 3. Teil: Pepe, der Paukerschreck" und "4. Teil: Hurra, die Schule brennt!" beinhaltete. Es war zunächst geplant, dass Constantin-Stamm-Regisseur Dr. Harald Reinl nach seinem letzten Jerry-Cotton-Film "Todesschüsse am Broadway" den nächsten Teil der Kommissar-X-Serie inszenieren sollte. Doch dadurch, dass der letzte Film "Kommissar X - Drei goldene Schlangen" Terminverschiebungen unterlegen war (von November 1968 auf April 1969) wollte man vor dessen Start keine neue Produktion dieser Art angehen. Durch diese Verzögerung war Dr. Harald Reinl zwischenzeitlich frei, denn seine kommende Wallace-Inszenierung "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" sollte erst im August Drehstart haben. Aus diesem Grund fragte man Reinl, ob er nicht Lust hätte, den kommenden Lümmel-Film zu inszenieren, zumal er ja mit derlei Filmen Erfahrung hatte...

So drehte Dr. Harald Reinl nun "Pepe, der Paukerschreck" und gab der Serie somit seinen eigenen Stil. Vom 5. März bis 17. April filmte Reinl mit großartigen Außenaufnahmen in und um Baden Baden, München sowie Atelieraufnahmen in Ismaing am Ammersee. Neben den kontinuierlichen Hauptdarstellern Theo Lingen, Rudolf Schündler, Hans Terofal und Hansi Kraus spielten Uschi Glas (als Marion Nietnagel), Hannelore Elsner (wieder als Geneviève Ponelle), Ruth Stephan, Harald Juhnke, Gustav Knuth und Carola Höhn. In Gastrollen sieht man Hans Clarin, Walter Rilla und Gerhart Lippert. Dr. Harald Reinl ist selbst in einer kleinen Rolle während der Busfahrt zu sehen. Am 27. Juni bundesweit gestartet, wurde auch dieser Film ein großer Sommererfolg und erreichte nahezu drei Millionen Zuschauer.

Werner Jacobs drehte den vierten Teil der Serie vom 19. August bis 02. Oktober 1969 in München und Umgebung, Nürtingen und Baden Baden. Er setzte das bewährte Paar "Peter Alexander und Heintje" abermals an sowie das vertraute Team um Lingen, Schündler, Stephan, Terofal und Kraus. Den Lehrer Blaumeier verkörperte Alexander Golling. Ihr Debüt in diesem Film gab Jutta Speidel als Schülerin. In Gastrollen spielten dieses Mal Gerlinde Locker, Werner Finck, Harald Juhnke und Wolfgang Gruner als Kurt Nietnagel. Carola Höhn als Frau Nietnagel ist bereits aus dem dritten Teil bekannt. Mit "Hurra, die Schule brennt!" endete das Kinojahr 1969 wiederum zufriedenstellend, wenngleich die deutschen Produktionen mit gerade einmal fünf Goldenen Leinwänden (darunter eben "Hurra, die Schule brennt!") nicht an den Erfolg des Vorjahres anknüpfen konnten.

Szenenfoto aus "Hurra, die Schule brennt!"
1970: Der Höhepunkt und der Schritt über den Zenit 

Die Lümmel von der ersten Bank, 5. Teil: Wir hau'n die Pauker in die Pfanne! (1970)
Unsere Pauker gehen in die Luft (1970)
Musik, Musik - da wackelt die Penne (1970)
Die Feuerzangenbowle (1970)

Das Constantin-Programm für das Frühjahr 1970 kündigte, zur großen Blütezeit der Paukerfilm-Welle, zwei weitere Lümmelfilme an. Zunächst den fünften Teil der Serie "Die Lümmel von der ersten Bank" mit dem Arbeitstitel "Pauker sind zum Ärgern da" sowie die Lisa-Produktion "Wir machen Musik - da wackelt die Penne". Bei der Gloria-Film war man in dieser Richtung ebenfalls nicht untätig. Hier kündigte man die beiden Filme "Unser Pauker ist der Größte" mit Peter Alexander und "Das haut den stärksten Pauker um" an. Weder der Gloria-Peter-Alexander-Film noch die im Constantin-Programm angekündigte Rialto-Produktion mit Peter Alexander ("Wenn's weh tut, bitte kneifen", Regie: Wolfgang Liebeneiner, mit Liselotte Pulver, Ruth Stephan, Ralf Wolter) oder der bereits 1969 angekündigte Rialto-Peter-Alexander-Film "Es fing soo harmlos an..." (Regie: Werner Jacobs, mit Uschi Glas, Martin Held, Anita Kupsch) sollten jemals realisiert werden.

Zunächst inszenierte Dr. Harald Reinl vom 19. März bis zum 04. Mai in Baden Baden, München, Lindau und Offenburg den fünften Film der Serie "Die Lümmel von der ersten Bank". Reinl griff wieder zu dem erprobten Darstellerteam zurück, nach einer Pause im vierten Teil auch wieder mit Uschi Glas. Die Eltern Nietnagel wurden diesmal ausgespart, dafür sieht man in Gastrollen Fritz Wepper und Karl Schönböck. Wie bei "Pepe, der Paukerschreck" hat Reinl auch hier wieder einen kleinen Cameo-Auftritt, und zwar als weißhaariger Schnapstrinker in der Kneipe. Mit dem entgültigen Titel "Wir hau'n die Pauker in die Pfanne!" und einer Premiere am 04. Juli im Favorit-Kino in Baden Baden startete der Film am 05. Juli bundesweit.

Gerade in den Startlöchern, drehte Produzent Karl Spiehs Anfang Juli seine beiden Lümmel-Filme "Das haut den stärksten Pauker um" für die Gloria-Film und "Wir machen Musik - da wackelt die Penne" für die Constantin. Das bewährte Team, das bereits zwei Jahre zuvor den Film "Immer Ärger mit den Paukern" realisierte, war auch hier wieder Teil der Produktion. Harald Vock inszenierte in Feldkirchen / Vorarlberg in Österreich mit Georg Thomalla und Peter Weck in den Hauptrollen; für Roy Black und Uschi Glas sieht man Chris Roberts und Wencke Myhre. Ferner spielen Ilja Richter, Mascha Gonska, Christiane Rücker, Rainer Basedow und Siegfried Schürenberg. Unter dem Titel "Unsere Pauker gehen in die Luft" startete die Komöde schließlich bundesweit am 25. September 1970.

Den zweiten Film drehte Franz Antel vom 20. Juli bis 21. August nach einem Drehbuch von Dr. Kurt Nachmann. In tragenden Rollen sieht man Original-Lümmel Hansi Kraus sowie Rudolf Schündler, Mascha Gonska, Chris Roberts, Ilja Richter, Gunther Philipp, Margot Mahler, Jacques Herlin und Siegfried Schürenberg. Es singen zudem Howard Carpendale, Peter Beil, Graham Boney und Kurt Stadel. Der Film entstand unmittelbar in Gmunden am Traunsee mit Aufnahmen in München. Seinen bundesweiten Kinostart feierte der Film "Musik, Musik - da wackelt die Penne" am 16. Oktober 1970.

Auch Horst Wendlandt produzierte 1970 einen weiteren Film dieses Genres: seinen langgehegten Wunsch des Remakes von "Die Feuerzangenbowle". Mit den "Klassenkeile"-Hauptdarstellern Walter Giller und Uschi Glas inszenierte Helmut Käutner das Remake. Weiterhin spielten mit: Theo Lingen, Willy Reichert, Fritz Tillmann, Rudolf Schündler, Helen Vita, Hans Richter und Nadja Tiller. Im September 1970 gestartet, wurde der Film ein außerordentlich gutes Geschäft, erreichte jedoch wie alle anderen Lümmel-Streifen dieses Jahres nicht die Drei-Millionen-Marke und somit die Goldene Leinwand.

Die zwei 71er - nochmal dasselbe, bittesehr!

Zwanzig Mädchen und die Pauker: Heute steht die Penne Kopf (1971)
Die Lümmel von der ersten Bank, 6. Teil: Morgen fällt die Schule aus (1971)

Das bereits im September 1970 erschienene Verleihprogramm 1 / 1971 der Constantin-Film, das insgesamt ein vielversprechendes Programm darbot, beinhaltete neben den Plänen zu einer neuerlichen Rialto-Wallace-Verfilmung unter der Regie des Lümmel-Spezialisten Werner Jacobs ("Der Engel des Schreckens", mit Fritz Wepper, Uschi Glas, Günther Stoll, Lyvia Bauer und Siegfried Schürenberg) auch zwei weitere Paukerfilme. Hier war zuerst der sechste Teil der Original-Serie mit dem Untertitel "Ab morgen fällt die Schule aus" sowie die Produktion "Zwanzig Minis und die Pauker", die Werner Jacobs bereits im November und Dezember 1970 in Rothenburg a.d. Tauber inszenierte. Aus den eigentlichen Filmen borgte man sich Rudolf Schündler, Balduin Baas und Jutta Speidel aus; Mascha Gonska spielte diesmal quasi eine weibliche "Pepe". Außerdem agierten Heidi Kabel, Fritz Tillmann, Eva-Maria Meineke, Ralf Wolter, Gerhart Lippert, Ulrich Beiger, Franz Muxeneder und Brigitte Mira. Als Gesang-Star verpflichtete man Manuela mit ihrem aktuellen Hit. Am 25. Februar 1971 wurde dieser Film mit dem entgültigen Titel "Zwanzig Mädchen und die Pauker: Heute steht die Penne Kopf" uraufgeführt.

Uschi Glas und Fritz Wepper in "Wir hau'n die Pauker in die Pfanne!"
Fast zur gleichen Zeit begann Regisseur Werner Jacobs mit dem sechsten Teil der Serie "Die Lümmel von der ersten Bank". Von der eigentlichen Besetzung blieben hier nur noch Theo Lingen, Rudolf Schündler, Balduin Baas, Hans Terofal und Hansi Kraus übrig. Frau Knörz wird in diesem Film von Eva-Maria Meineke verkörpert, das Ehepaar Nietnagel von Fritz Tillmann und Carola Höhn. Ferner sieht man Heinz Reincke, Ralf Wolter, Evelyn Opela, Jutta Speidel sowie zum dritten Mal den Jungstar Heintje. Zudem tritt in einer kleinen Rolle als Briefmarkenhändler in Amsterdam Produzent Franz Seitz auf. Mit Außenaufnahmen in Amsterdam und Baden Baden wurden die Dreharbeiten Anfang April 1971 beendet. Am 27. Mai startete der Film unter dem Titel "Morgen fällt die Schule aus" und fügte sich bestens in das kontinuierliche deutsche Filmprogramm des Jahres 1971, unter das mit immerhin drei Goldenen Leinwänden (keine für einen Lümmel-Film) eine insgesamt erfolgreichere Bilanz gezogen werden konnte als im Vorjahr.

Das Genre erschöpft sich

Mit dem Film "Morgen fällt die Schule aus" war der Höhepunkt des Genres längst überschritten. Das Publikum hatte sich inzwischen gewandelt und wollte neben deutschen Produktionen zunehmend ausländische Filme sehen. Dies wissend, gingen die Lümmel- und Pauker-Produktionen wohldosiert zurück; man drehte fast nur noch allgemeine Unterhaltungskomödien wie die "Willi"-Serie oder die Filme "Kinderarzt Dr. Fröhlich", "Immer Ärger mit Hochwürden", "Trubel um Trixi" und "Ein Käfer gibt Vollgas".

Das Ende der "ersten-Bank"-Serie und der übrige Abgesang

Betragen ungenügend! (1972)
Meine Tochter - Deine Tochter (1972)
Hauptsache Ferien (1972)
Das fliegende Klassenzimmer (1973)
Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler (1974)

In den kommenden drei Jahren entstand nur jeweils eine direkte Lümmel-Produktion. Den Anfang machte 1972 (Start: 07. Juli) der siebte Teil der Serie "Die Lümmel von der ersten Bank" unter dem Arbeitstitel "Wenn das unsre Pauker wüssten". Vom 21. März bis 26. April inszenierte der nunmehr dritte Regisseur der Reihe - Franz-Josef Gottlieb - in München und Baden Baden mit den bisherigen Darstellern Kraus, Schündler, Baas, Terofal und Lingen. Ein besonderer Gag des Films sind die Rückblenden zur Jugend des Direktor Taft, der in diesen von Ilja Richter dargestellt wird. Als Gaststars sah man Renate Roland, Ernst Stankovski und Ernst H. Hilbich. Beim Start unter dem Titel "Betragen ungenügend!" verzichtete man auf den gewohnten Zusatz "Die Lümmel von der ersten Bank, 7. Teil".

Weiterhin spielten die beiden Filme "Meine Tochter - Deine Tochter" (Start: 20. Juli, Regie: Werner Jacobs, mit Chris Roberts, Catharina Conti, Hansi Kraus, Heinz Reincke, Peter Weck, Gila von Weitershausen, Heinrich Schweiger und Georg Thomalla) und "Hauptsache Ferien" (Start: 15. September, Regie: Peter Weck, mit Peter Alexander, Christiane Hörbiger, Theo Lingen, Marietta Schupp, Balduin Baas und Martin Held) im Pauker-Milieu und hatten Lümmel-Einlagen. Alle drei Filme waren solide, wenngleich nicht überragende Geschäfte.

Ein Jahr später folgte dann im Oktober die Neuverfilmung des Erich-Kästner-Romans "Das fliegende Klassenzimmer" und 1974 beendete die Verfilmung der Geschichte "Memoiren eines mittelmäßigen Schülers" von Alexander Spoerl das Genre.

Peter Alexander, Rudolf Schündler und Ruth Stephan in "Hurra, die Schule brennt!"
Werner Jacobs inszenierte "Das fliegende Klassenzimmer" vom 05. Juli bis 24. August an den Originalschauplätzen in Frankfurt am Main und Bamberg. Original-Lümmel-Produzent Franz Seitz produzierte für Constantin-Tochter Terra Filmkunst und schrieb unter seinem Pseudonym Georg Laforet das Drehbuch. Mit einer hervorragenden Besetzung (Joachim Fuchsberger, Heinz Reincke und Diana Körner) wurde daraus ein rundum gelungener Film, der jedoch nicht die Feinheiten der Vorgängerverfilmung von Kurt Hoffmann besitzt. Im Sommer 1974 inszenierte Jacobs dann den Abschlussfilm des Genres unter dem Titel "Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" in einem Stadtteil von Berlin mit den Darstellern Detlev Eckstein, Bernd Herberger, Jutta Speidel, Horst Tappert, Christiane Krüger, Gerlinde Locker, Claus Biederstaedt, Margot Trooger, Konrad Georg, Wolfgang Spier, Harald Juhnke, Kristina Nel, Gerhard Frickhöfer, Walter Gross sowie Rudolf Platte und Georg Thomalla. Als Hit des Jahres wurde Abbas "Waterloo" für den Film verwendet. Am 25. Oktober 1974 startete diese durchaus gelungene und unterhaltsame Komödie, sozusagen der Schwanengesang der Lümmel- und Paukerfilme.

Alles in allem bewegte man sich, was deutsche Produktionen betraf, in diesen Jahren auf sehr dünnem Eis. Es wurden zwar noch viele durchaus ansehnliche deutsche Produktionen realisiert, aber die Zeit der großen deutschen Hits war endgültig vorüber. Einzig "Mein Name ist Nobody" (1975) erhielt als deutsche Ko-Produktion eine Goldene Leinwand.

Die Constantin-Film versuchte, mit ihren bewährten Regisseuren Reinl, Vohrer, Jacobs und Gottlieb noch regelmäßig Projekte zu realisieren, aber der Geschmack der Zeit änderte sich zusehends in Richtung ausländischer Klamotten und Großfilme. Auch wurden sehr viele angekündigte Filme aus welchen Gründen auch immer nicht realisiert...

Gastautor: Joachim Kramp (1956 - 2011)